Ölmühle 2013

Wie das Öl in die Flasche kommt: Besuch der Ölmühlen der Thywissen GmbH im Neusser Hafen

Riesige Pressen, großbäuchige Kessel, eine Verarbeitungskapazität von zwei Schiffen Saatladung pro Tag – in der Neusser Thywissen-Ölmühle wird an 350 Tagen und Nächten im Jahr Öl aus Raps, Leinsamen und Sonnenblumenkernen produziert. Und das seit 1839 in einem Familienbetrieb.

Der 39-jährige Kaufmann Dominik Baum führt heute die Geschäfte in 6. Generation. Mit einer Investition von 20 Millionen Euro, der größten in der Unternehmensgeschichte, hat Thywissen kürzlich am Traditionsstandort im Neusser Hafen eine neue Produktionslinie aufgebaut. – Anlass für den Verein Düsseldorfer Journalisten, im Rahmen eines „Jour Fixe“ die Produktionsstätte nebst Firmensitz an der Industriestraße im Neusser Hafen zu besuchen und mit dem Geschäftsführer in einen spannenden Dialog zu treten.

750.000 Tonnen Saat verarbeitet die Thywissen GmbH pro Jahr, und ist doch auf Nischenprodukte spezialisiert. Hochwertige Öle für die Nahrungsmittelbranche machen etwa die Hälfte der Produktion aus; die anderen 50 Prozent werden für Farben, Industrieprodukte, Tiernahrung und zur Energiegewinnung verwertet. Pressen, Entschleimen, Bleichen, Desodorieren und Winterisieren heißen die Produktionsschritte, die die Gruppe von sieben VDJ-Kollegen im Rahmen der Werksbesichtigung von Michael Fahnenbruck, dem Geschäftsführer des Produktionsbetriebs, vorgestellt bekam.

Welche Rolle spielt die Ölproduktion heute innerhalb der Nahrungsmittelindustrie? Wie wird in der Praxis mit kritischen Fragen wie „Gentechnik“, „Immissionsschutz“ und „Industrie und Stadtentwicklung“ umgegangen? Vor welchen Herausforderungen steht die Branche? Diese und weitere Fragen wurden abschließend in einem ausführlichen Dialog mit Benedikt Baum kritisch diskutiert. Gentechnisch veränderte Ware dürfen deutsche Ölmühlen überhaupt nicht verwenden, erläuterte Dominik Baum. „Wir achten beim Einkauf ganz genau darauf und führen Stichproben durch. Ist eine Ladung gentechnisch kontaminiert, ist sie für uns unbrauchbar.“

Für das Neusser Unternehmen sei der Traditionsstandort am ersten Hafenbecken, nur 200 Meter Luftlinie vom Markt und dem Quirinus-Münster entfernt, ein wichtiger Erfolgsfaktor. „Wir haben hier unsere Produktion, die Verkehrswege sind günstig, unsere Produktionspartner sitzen gleich nebenan im Hafen“, unterstrich der Geschäftsführer der Ölmühle. Deshalb werde Thywissen alles daran setzen, dass die industrielle Nutzung im Hafen nicht durch immer näher rückende Wohnbebauung perspektivisch gefährdet wird. „Unser Verhältnis zur Stadt Neuss ist gut“, betonte Baum.

Der intensive Geruch, den viele Neusser mit den Ölmühlen verbinden, sei schon lange bei Thywissen kein Thema mehr. „Im Zuge der Desodorierung wird das Öl auf 200 Grad erhitzt – da bleibt kein Geruch mehr übrig.“ Die Vitamine, die beispielsweise im Raps stecken, würden bei diesem Vorgang lediglich um rund 15 Prozent reduziert. Ein wertvolles Naturprodukt, das die Familie Thywissen noch viele weitere Generationen produzieren wolle.

(Text: Christof Rose / Fotos: Christof Rose)