Geisel 2014

VDJ lud Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel zum Gespräch

Wer Thomas Geisel ist, das sollten Düsseldorfs Journalisten inzwischen wissen. Aber wie Thomas Geisel eigentlich ist, was ihn geprägt hat und wofür er sich besonders einsetzen wird, darüber wird in Journalistenkreisen derzeit wild spekuliert. Ein guter Grund für ein wenig „Quellenrecherche“, für ein paar Informationen und Eindrücke aus erster Hand.

Also war Düsseldorfs neuer Oberbürgermeister zu Gast beim Jour Fixe des Vereins Düsseldorfer Journalisten (vdj). Gut anderthalb Stunden stellte er sich den Fragen der beiden Moderatoren Andreas Vollmert und Peter Rosien, erzählte er aus seiner Vergangenheit und beantwortete so manche Publikumsfrage zu seinen Plänen für die Landeshauptstadt.

Was er schwieriger fand, den ersten Wahlgang oder die Stichwahl drei Wochen später? Geisels Antwort überrascht und ist doch nachvollziehbar: „Die größere Herausforderung war das Erreichen der Stichwahl“, sagt er rückblickend. Denn er habe gewusst, „wenn es zu einer Stichwahl kommen sollte, wird mein Konkurrent ziemlich ratlos sein.“

Geisel ist es gewohnt, auch mit schwierigen Situationen klar zu kommen. Als Kind einer protestantischen Familie in katholischen Baden-Würtemberg, noch dazu mit einem Vater bei der SPD, mitten im CDU-Gebiet, das hinterließ Spuren. Damals habe es in der Nachbarschaft Familien gegeben, die hätten „den Hofhund losgelassen, wenn man mit sozialdemokratischer Propaganda vorbei kam!“

Geisels Vater wurde Landtagsvizepräsident und der Sohn hatte ebenfalls früh ein SPD-Parteibuch. Allerdings sei er lange „eine klassische Karteileiche gewesen“, habe zwar seinen Mitgliedsbeitrag gezahlt, sich aber sonst wenig in der Partei engagiert. Geändert habe sich das durch den Kontakt zum heutigen Chef der SPD-Landtagsfraktion, Norbert Römer, mit dem er immer wieder vor allem über energiepolitische Themen diskutiert habe.

Warum er ausgerechnet in der für seine Partei so glücklosen Landeshauptstadt in den Wahlkampf zog? Geisel lebt seit elf Jahren in Düsseldorf, erst in Derendorf, heute ein paar Meter weiter in Pempelfort. Sein Vertrag beim Energiekonzen e.on lief gerade aus, er habe mehrere Angebote anderer Unternehmen gehabt. Als die Frage nach der OB-Kandidatur kam, waren seine Töchter ziemlich pragmatisch: „Wenn Du gewinnst, können wir in Düsseldorf bleiben“, hätten sie gesagt, erzählt Geisel. Zum Glück, denn er hätte sich „sonst später geärgert, es nicht versucht zu haben!“

Dass er es tatsächlichen schaffen würde, daran hatte auch sein Amtsvorgänger Dirk Elbers einen Anteil – unfreiwillig! Er habe in der Stadt schon vor der Wahl ein Unbehagen gespürt, sagt Geisel, eine latente Wechselstimmung. Elbers‘ Wahlkampfpannen wie die Äußerung, er wolle im Ruhrgebiet „nicht mal tot über dem Zaum hängen“ hätten es den Düsseldorfern dann noch leichter gemacht, ihr Kreuz hinter den Namen Geisel zu setzen. Nach dem Pfingstunwetter habe er aber gezittert, denn „in solchen Situationen ist der Herausforderer immer automatisch ein Katastophentourist“, während der Amtsinhaber „Commander in Chief“ sei!“ Doch auch bei diesem Thema patzte Elbers und überließ das Feld dem SPD- Mann.

Aber auch für Geisel verlief der Wahlkampf nicht ganz reibungslos. An seinen Äußerungen zum umstrittenen Fracking habe es viel Kritik gegeben, sagt er rückblickend. Doch er kenne das Thema gut, habe sich schon vor 15 Jahren das erste Mal damit befasst. Angst müssten die Düsseldorf jetzt aber nicht haben, betont er. Für Düsseldorf sei Fracking kein Thema, denn „kein Unternehmen käme auf die Idee, den teuren Grund und Boden in der Landeshauptstadt so zu nutzen.“

In Düsseldorf gebe es auch wichtigere Themen: bezahlbare Mieten zählen für Geisel ebenso dazu wie eine bessere Zusammenarbeit mit den Nachbarkommunen. Und – besondes wichtig für die Journalisten – auch ein entspannteres Klima in der Pressestelle. Die soll künftig übrigens auf ausdrücklichen Wunsch des neuen OB keine Unterschiede mehr machen beim Umgang mit nicht ganz so positiven Zeitungsartikeln: „Wenn Sie etwas gemeines über mich schreiben, landet es selbstverständlich auch im Pressespiegel“, verspricht Geisel.

(Text: Daniela Junghans / Fotos: Roland Scheidemann)

Links:

Götz Middeldorf, in: Der Westen

Kristian Frigelj, in: Die Welt

Denisa Richters, in: RP-Online