Von Düsseldorf zu Panama-Indianern: Diskussion über Herausforderungen der Eventbranche

 „Wir wollen die Menschen dahin schicken, wo sie kein Reiseunternehmen hinbringen kann!“ Mit diesem Konzept ist Werner Hagen, Inhaber der Agentur HAGEN Invent im Düsseldorfer Medienhafen, seit mehr als 30 Jahren erfolgreich im umkämpften Markt der Eventmarketing- und Incentive-Agenturen. Anlass für den Verein Düsseldorfer Journalisten, nachzufragen, welche Konzepte und Maßstäbe greifen, wenn Unternehmen verdiente Mitarbeiter auf Reisen schicken; und wenn große Konzerne ihre Präsentationen im internationalen Maßstab zu Events aufblähen.

Mehr als 30 Düsseldorfer Journalistinnen und Journalisten drängten sich am 27. Januar 2011 in die Räumlichkeiten der Eventmarketing-Agentur HAGEN INVENT, die ihren Sitz vor einigen Jahren in der Plange Mühle, einem ambitionierten Kreativ-Standort im Düsseldorfer Medienhafen, genommen hat. Mit lebhaftem Interesse folgten sie den Ausführungen des Pioniers von „Event- und Incentive-Reisen“, die Werner Hagen Ende der 1970er Jahre von US-amerikanischen Vorbildern übernahm.

„Ich habe damals für Versicherungsagenturen große Kreuzfahrten organisiert, mit denen die Auftraggeber besonders erfolgreiche Vertreter belohnen und motivieren wollten – ein Ansatz, der damals noch völlig neu war“, erinnerte sich Werner Hagen. Aus dem Ein-Mann-Unternehmen wuchs über die Jahre eine Agentur, die heute deutschlandweit zu den Top 10 der Branche zählt, und verstärkt Events für international operierende Konzerne organisiert.

Rund 35 Mitarbeiter sorgen dafür, dass zum Beispiel Audi seinen neuen A 6 in Monaco beim Internationalen Händlermeeting präsentiert, oder Ford 300 Vertragspartner und Journalisten nach Portugal reisen ließ – inklusive Teilnehmermanagement, Unterhaltungsprogramm und natürlich Probefahrten auf ausgewählten Teststrecken. „Da sind hunderte von Auftragsmitarbeitern vor Ort im Einsatz, um die Abläufe reibungslos zu gestalten“, führte Adone Kheirallah aus. Als geschäftsführender Gesellschafter hat er die Agentur deutlich ausgebaut und international als Anbieter außergewöhnlicher Events positioniert. Im Konkurrenzkampf mit rund 3.000 Agenturen deutschlandweit, die in diesem Markt aktiv seien.

Wie Kheirallah darstellte, ist die Aufgabe eines Eventmarketing-Managers heute deutlich weiter gefasst als zu den Gründungszeiten der Agentur. „Wir liefern ‚Live-Communication’, was bedeutet, dass wir tief in die Philosophie, die Werte, Botschaften, Produkte und Ziele eines Unternehmens eintauchen, ein Gespür entwickeln müssen für die Auftraggeber und die Zielgruppe.“ Die Frage sei, wie sich ein Unternehmen so positionieren könne, dass zum Beispiel Mitarbeiter sich in gleicher Weise mit der angebotenen Veranstaltung identifizieren wie die Geschäftsleitung. Dazu gehöre es auch, zwischen so unterschiedlichen Destinationen wie dem Besuch eines indianischen Stammes in Panama und einem Fußballturnier im Sauerland den maßgeschneiderten Weg für diesen einen Auftrag zu finden. „Was auch immer wir anbieten – es funktioniert nur mit einem kompetenten und zuverlässigen Team.“

Aus diesem Grund sei HAGEN INVENT eine Agentur, die auf qualifizierte Kolleginnen und Kollegen Wert lege. „Wir stellen Fachkräfte ein, die schon einige Jahre Berufserfahrung im internationalen Maßstab haben“, führte Adone Kheirallah aus. Für die Branche sei das ungewöhnlich. Der Erfolg gebe dem Konzept aber Recht: Viele Kunden seien schon seit Jahren feste Auftraggeber, die bekannte Ansprechpartner schätzten.

Damit lag der geschäftsführende Partner der Agentur auf der Linie der Journalistinnen und Journalisten des VDJ, die das Prinzip langjähriger Arbeitsverträge und über Jahre aufgebauter Kompetenz aus eigener Anschauung unterstreichen konnten. Zumal Adone Kheirallah sich auch im Bereich der Ausbildung und wissenschaftlichen  Positionierung des Berufs des „Event-Managers“ engagiert. Von einer „Eventitis“ unserer Gesellschaft wollte er zwar nicht sprechen. Gleichwohl zeigte sich Kheirallah glücklich darüber, dass es mittlerweile erste Studiengänge gibt, die sich mit einer entsprechend fachlichen Ausbildung des Nachwuchses befassen.

„Man muss die Zielgruppe kennen und wissen, welche Träume sie hat.“ Der Abend bei Werner Hagen und Adone Kheirallah war auch für die Kolleginnen und Kollegen des VDJ ein Anlass, über das journalistische Selbstverständnis und die Abgrenzung zu PR-Aktivitäten nachzudenken und kritisch zu diskutieren.

(Text: Christof Rose / Fotos: Roland Scheidemann)