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Sauber in die Zukunft: Jour Fixe des VDJ zum Thema Ökostrom

Woher soll der Strom aus meiner Steckdose stammen? Ganz klassisch aus einem Kohlekraftwerk oder doch lieber von einer Solaranlage? Das scheinen sich immer mehr Bürger zu fragen, wenn man sich die Kundenzahlen der Ökostromanbieter anschaut.

Die Düsseldorfer Naturstrom AG gehört zu den ältesten Unternehmen der Ökobranche, im April feierte sie ihr 15-jähriges Bestehen. Während sich in den ersten Jahren nur wenige Kunden für das Angebot des altnativen Energieversorgers interessierten, sind die Zahlen in den vergangenen Jahren sprunghaft angestiegen. Vor allem der Unfall im japanischen Atomkraftwerk Fukushima im März 2011 brachte dem Unternehmen nach eigenen Angaben viele Neukunden. In den vier Wochen nach dem Vorfall seien 40.000 Menschen zu Naturstrom gewechselt. Ende 2011 hatte sich die Anzahl der Kunden im Vergleich zum Jahresbeginn auf mehr als 200.000 verdoppelt. Und der Zuwachs geht weiter, wenn auch nicht mehr so stark wie unter dem Eindruck des Atomunfalls und der anschließenden Debatte um die Sicherheit der Kernenergie. Heute beziehen 230.000 Menschen aus ganz Deutschland ihre Energie von Naturstrom. Und haben so die Garantie, dass ihr Strom ausschließlich aus Erneuerbaren Energien stammt.

Der Strommix des Düsseldorfer Anbieters besteht zu zwei Dritteln aus Wasserkraft, der Rest stammt von Windrädern. Den überwiegenden Anteil davon kauft das Unternehmen direkt von den Erzeugern. Naturstrom betreibt aber auch selbst einige Solaranlagen und Windräder.

Ganz anders sieht es bei den Düsseldorfer Stadtwerken aus. Sie erzeugen mit 40 Prozent einen großen Anteil ihre Energie selbst, den Rest kaufen sie zentral an der Leipziger Strombörse. Die selbsterzeugte Energie stammt vor allem aus den klassischen Kraftwerken der Stadt, aber auch aus einigen Windkraft- und Solaranlagen.

Neben den klassischen Tarifen bieten auch die Stadtwerke Düsseldorf unter den Namen Naturrhein-Strom einen reinen Ökostrom an. Der sei garantiert nicht aus Atom-, Kohle-, Öl- oder Gaskraftwerken, versichert der Konzern. Stattdessen stamme der Strom ausschließlich aus regenerativer Erzeugung. Für die Zukunft setzen die Stadtwerke allerdings nicht so sehr auf diesen Zweig, sie wollen lieber mit hochmoderner Gas- und Dampftechnologie arbeiten. Diese sei nicht nur sauber, sondern auch geeignet, jederzeit schnell und flexibel ein- oder ausgeschaltet zu werden. Zwar seien Gaskraftwerke derzeit nur selten rentabel, doch die geplante Anlage an der Lausward in Düsseldorf werde wirtschaftlich arbeiten, sind die Stadtwerke überzeugt. Das liege vor allem daran, dass die bei der Stromerzeugung frei werdende Hitze für die Versorgung der Düsseldorfer mit Fernwärme genutzt werden soll und somit zusätzliches Geld einbringt.

Neben der Suche nach der Energieerzeugung der Zukunft stehen die Stadtwerke aber noch vor einer weiteren Herausforderung: für ihre Kunden wird es immer leichter, dem Unternehmen den Rücken zu kehren. Entweder, um zu einem anderem Anbieter zu wechseln, oder um selbst Energie zu erzeugen und zum Beispiel mit einer eigenen Solaranlage komplett unabhängig von allen Energieversorgern zu werden. Das werde den Markt erheblich verändern, da sind sich im übrigen Stadtwerke und Naturstrom durchaus einig.

Wie leicht das geht, lässt sich gut an Düsselsolar erkennen, einem kleinen Bürgerverein, der seit knapp fünf Jahren eigene Photovoltaikanlagen baut und betreibt. Ab 500 Euro Einlage kann jeder Anteile an einer Solaranlage kaufen und profitiert dann auch von deren Erträgen. Bis sich das finanziell für den einzelnen lohnt, dauere es allerdings Jahre, räumen die Initiatoren ein. och ihnen geht es auch weniger ums Geldverdienen als darum, einen Beitrag zum ökologischen Handeln zu leisten. Neun Bürgersolaranlagen haben sie seit 2008 installiert, fast alle auf Dächern von Düsseldorfer Schulen. Jetzt hat sich der Verein etwas anders vorgenommen: das evangelische Gemeindezentrum in Düsseltal soll eine neue Fassade bekommen – und zwar komplett aus Photovoltaikzellen.

(Text: Schlockermann / Fotos: Scheidemann)

Links:

Stadtwerke Düsseldorf: www.swd-ag.de

Naturstrom AG: www.naturstrom.de

Düsselsolar: www.buefem.de/duessel-solar