„Das Medienhaus der Zukunft“ – mit diesen Worten stellte die Rheinische Post im Oktober 2010 ihren Leserinnen und Lesern das neue Druckzentrum in Düsseldorf-Heerdt vor. 40.000 Zeitungen in einer Stunde schafft die neue Cortina-Druckmaschine, mit schärferen Bildern und Anzeigen, wie der Verlag wirbt. 22 Düsseldorfer Journalistinnen und Journalisten besuchten am 12. März 2012 im Rahmen eines Jour Fixe den Hauptsitz der Rheinischen Post.
Begrüßt wurden die Kolleginnen und Kollegen im neuen Kongressbereich der RP-Zentrale von Dr. Martin Kessler, dem Leiter der Politikredaktion der RP.
In seinem Vortrag machte Kessler deutlich, dass die Rheinische Post wie alle Tageszeitungen unter einem kontinuierlichen Leserschwund leide, dies allerdings in vergleichsweise moderater Form. „Wir investieren viel in Personal und Qualitätsoptimierung, das honorieren unsere Leserinnen und Leser.“ Teil dieser Strategie sei es auch, dass der Personalstamm allen Umstrukturierungen zum Trotz erhalten geblieben sei. Auf Nachfragen der VDJ-Kollegen räumte Martin Kessler allerdings ein, dass die Arbeitsbelastung durch erweiterte Aufgaben für die Redakteure größer geworden sei, und dass von den erzeit 28 Volontären nur rund ein Drittel eine Chance habe, übernommen zu werden. Allerdings gab sich der Politikchef der RP überzeugt, dass die Ausbildung im Hause einen so guten Ruf genieße, dass auch diejenigen, die nicht übernommen werden können, auf dem Arbeitsmarkt gute Chancen hätten.
Ausführlich erläuterte Martin Kessler das redaktionelle Konzept der RP: „Wir setzen auf unsere regionale und lokale Kompetenz und versuchen, individuelle und originelle Geschichten ins Blatt zu heben.“ Dabei habe die unmittelbare Relevanz für den Leser Vorrang vor klassischen politischen Kriterien. So habe etwa der Brückenbrand auf der A57 auf der Titelseite im Frühjahr dieses Jahres mehrfach die Euro-Rettungsbemühungen verdrängt.
Kritisch diskutiert wurde von den VDJ-Kollegen die Honorierung freier Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Martin Kessler räumte ein, dass die Rheinische Post – wie die anderen Regionalzeitungen – eigentlich ein zu geringes Honorar zahle. „Nur vom Zeilenschruppen für die Tageszeitung können Sie heute eben nicht mehr leben.“ Viele Freie übernähmen deshalb gerne Sonderprojekte wie Themenseiten, Sonderbeilagen und ähnliches.
Im Anschluss an das Gespräch mit Dr. Martin Kessler sprachen die VDJ-Journalistinnen und -Journalisten mit dem diensthabenden CvD am Newsdesk. Bernward Lamerz erläuterte die zentrale Abstimmung von Themen, Texten und Bildern aus den 28 Redaktionsstandorten, die über den Newsdesk laufen. An Tagen ohne besondere Vorkommnisse besetzt der CvD in der Spätschicht ab 12.00 Uhr die Position bis 23.00 Uhr.
Allerdings: Der Andruck für die ersten Ausgaben, die ins Ausland verbracht werden, beginnt in der Regel um 22.00 Uhr. Ein geführter Rundgang durch die neue Druckerei rundete den späten Jour Fixe bei der Rheinischen Post in Düsseldorf-Heerdt ab. Den Andruck der RP-Ausgabe vom folgenden Tag konnten die VJD-Kollegen live miterleben. Auch für gestandene Zeitungsredakteure und langjährige Freie immer noch ein besonderes Erlebnis.
(Text & Fotos: Christof Rose)