Politische Bildungsreise des VDJ nach Berlin

„Hier wurde über Jahrzehnte gefoltert, wurden Menschen gequält und oft für ein Leben lang zerstört.“ Hans-Jürgen Breitbarth, Musiker und Kreativer, musste in den 1970er Jahren die unmenschlichen Methoden der Staatssicherheit für fast zwei Jahre im Gefängnis Berlin-Hohenschönhausen am eigenen Leib erfahren. Seine Informationen aus erster Hand sorgten für den nachhaltigsten Eindruck, den die Gruppe des Vereins Düsseldorfer Journalisten von Ihrer politischen Bildungsreise in die Hauptstadt mit nach Hause nahm. Der VDJ hatte seine Mitglieder zu dieser politischen Exkursion in die neuere deutsche Geschichte vom 24. – 29. November 2008 nach Berlin eingeladen. Der Aufenthalt für die VDJ-Gruppe und weitere 40 Mitreisende wurde vom Presse- und Informationsamt der Bundesregierung durchgeführt, die Einladung hatte Gisela Piltz ausgesprochen, FDP-Bundestagsmitglied mit Wahlkreis in Düsseldorf.

Knapp 20 Jahre nach der „Wende“ scheinen viele Wunden des geteilten Deutschlands in der ehemaligen Exklave Berlin weitgehend geheilt. Mehrere Bustouren durch die deutsche Hauptstadt führten die Gruppe an die verschiedenen neuralgischen Punkte, an denen sich bis 1989 die politischen Systeme Ost und West feindlich gegenüberstanden. Die Erinnerung daran hat mittlerweile fast nostalgischen Wert. Besonders deutlich ist dies am Potsdamer Platz und an der schmalen Straße, die zwischen dem ehemaligen Preussischen Landtag, dem heutigen Sitz des Berliner Senats und dem Gropius-Bau verläuft. „Genau hier stand die Mauer, die Trennlinie zwischen westlicher Freiheit und deutsch-demokratischem Arbeiter- und Bauernstaat“, erläuterte der Berliner Reiseführer und zeigte auf die im Straßenbelag markierte Linie. Ein Zustand, der gerade den jüngeren Mitreisenden heute nur noch als historische Tatsache, aber kaum mehr emotional zu vermitteln ist.

Das Besuchsprogramm in der Bundeshauptstadt umfasste eine ganze Reihe interessanter Termine: Einen lebendigen Eindruck von der politischen Arbeit bekamen die VDJ-Mitglieder beim Besuch des Bundestags, in dem zum Besuchszeitpunkt gerade über die Reform des Erbschaftssteuergesetzes abgestimmt wurde. Im Anschluss erläuterte Gisela Piltz ausführlich ihre Arbeit als Bundestagsabgeordnete. Dabei wurde vor allem deutlich, dass die Interessenswahrung von Belangen des Wahlkreises in der 550 km entfernten Bundeshauptstadt „immer eine natürliche Aufgabe bleibt, die aber durch die Vielzahl der Aufgaben gerade für die kleineren Parteien eine ständige Herausforderung ist“. Bei strahlendem Sonnenschein bot der anschließende Aufgang in der Reichstagskuppel einen weiten Blick über die Stadt.

Zu den weiteren Programmpunkten gehörten ein Besuch mit Einführung in die Arbeit der NRW-Landesvertretung in der Hiroshimastraße, Stadtrundfahrten zu historisch relevanten Orten sowie ein spannender Einblick in die Arbeit des Auswärtigen Amtes. Besonders unterhaltsam und interessant waren die Ausführungen, auch hier aus erster Hand, eines Botschafters a. D. über die Funktionsweise der diplomatischen Vertretungen der Bundesrepublik im Ausland.

Dennoch: Das aufwühlendste Erlebnis dieser politischen Exkursion blieb der Besuch des ehemaligen Stasi-Gefängnisses im Berliner Stadtteil Hohenschönhausen. Das Zuchthaus, das auf keiner Karte der DDR verzeichnet war, wurde seit den 1950er Jahren genutzt, um manipulierte Geständnisse und Denunziationen aus vermeintlichen Regime-Kritikern heraus zu pressen. Der Besucher durchläuft heute Zellen und Verhörzimmer, die weitgehend im Originalzustand erhalten sind. Führungen durch den nüchternen Trakt übernehmen Männer und Frauen, die die Brutalität des DDR-Staates am eigenen Leibe erleben mussten. „Hier sind nur Menschen aktiv, die ihre Haft psychisch überstanden haben“, betonte Hans-Jürgen Breitbarth. „Dies ist die Minderheit derjenigen, die über Jahrzehnte in Hohenschönhausen eingesessen haben.“

(Text & Fotos: Christof Rose)