Niederlande

Nachbarn wachsen weiter zusammen: Jour Fixe des VDJ beim Niederländischen Generalkonsul in Düsseldorf

„Wir sind viel enger miteinander verwoben, als die meisten Bürgerinnen und Bürger unserer Länder wissen!“ Dr. Henk Voskamp, Generalkonsul der Niederlande mit Sitz in Düsseldorf, machte im Gespräch mit den Düsseldorfer Journalistinnen und Journalisten schnell die große Bandbreite der Themenfelder und Projekte deutlich, die Nordrhein-Westfalen und die Niederland in einer engen Partnerschaft zusammenschweißen. Eine Partnerschaft, die sich kontinuierlich weiter vertieft – so das Ergebnis des Jour Fixe, zu dem der Verein Düsseldorfer Journalisten seine Mitglieder am Abend des 26. September 2012 in das SkyOffice eingeladen hatte, den Sitz der Generalkonsulats des Königreichs der Niederlande für den Westen Deutschlands.

Erste Aufgabe eines Generalkonsulats, so erläuterte Dr. Voskamp, sei es, seine Staatsbürger im Ausland mit staatsrechtlichen Fragestellungen und Dienstleistungen zu betreuen. Dazu gehören das Melde- und Passwesen, aber auch die Begleitung bei juristischen Problemen. Rund 130.000 niederländische Staatsbürger leben in Nordrhein-Westfalen sowie Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland; etwa ein Promille von ihnen sitzt im Gefängnis. „Es gibt eine eigene Abteilung für Gefangenenbetreuung bei uns“, überraschte der Generalkonsul seine Besucher.

Insgesamt wurden in dem Jour Fixe innerhalb eines lebhaften Diskussionsabends mehrere Dutzend Themenfelder angerissen, die in der Arbeit des Konsulats eine wichtige Rolle spielen. Neben den staatsrechtlichen Aufgaben sind vor allem die Bereiche der Wirtschaftsförderung und des kulturellen Austausches für die grenzüberschreitende Arbeit bestimmend. Die Niederlande sind bei weitem der wichtigste Handelspartner für NRW, und umgekehrt. 3.000 niederländische Firmen haben einen Sitz in Nordrhein-Westfalen, allein in Düsseldorf sind es mehr als 450. „Wir sprechen deshalb verstärkt mit unseren deutschen Partnern über einen Ausbau der Infrastruktur“, berichtete Frank van Beuningen, seit kurzem Konsul und Stellvertreter von Henk Voskamp, der für die Wirtschaftsförderung verantwortlich zeichnet.

Ein Dauerthema sei beispielsweise die Fertigstellung der Betuwe-Linie, also der Wiederherstellung der Güterbahntrasse zwischen Duisburg und Rotterdam. „Wir Niederländer sind fertig – es fehlt nur noch der Anschluss auf deutscher Seite“, betonte van Beuningen. Auch ein Ausbau der Autobahntrassen und eine verstärke Kooperation der Häfen sind regelmäßige Themen, die beide Seiten in gegenseitigem Interesse voran bringen möchten.

Natürlich wurden auch Fragen der Grenzkontrollen und der Drogenpolitik angesprochen. Dr. Voskamp stellte dar, dass die fotografische Erfassung von Kfz, welche die niederländische Grenze überschreiten, streng geregelt sei. „Wir filmen und speichern nicht wild drauf los; maximal sechs Stunden am Tag sind überhaupt nur erlaubt.“ Zudem würden Grenzkontrollen nur bei plausiblen Anhaltspunkten durchgeführt. „Eine Familie auf Urlaubsreise muss keine Kontrollen befürchten.“ Der Drogentourismus hingegen sei insbesondere für die Bevölkerung im Grenzraum ein Ärgernis gewesen, gegen das man hätte vorgehen müssen. Insofern sei die Zurückdrängung der Coffeeshops im Grenzgebiet zwischen Venlo und Roermond richtig und habe sich auch bewährt.

Die kulturelle Zusammenarbeit habe vor allem durch die Projekte im Rahmen der Kulturhauptstadt Ruhr.2010 eine neue Dimension gewonnen, ergänzte Lynn Verbrugge von der Kultur- und PR-Abteilung des Konsulats. Es gebe vielfältige Austausche zwischen Künstlern und gemeinsame Projekte kultureller Institutionen, vom Tanztheater über die Musikszene bis hin zu Gemeinschaftsprojekten wie dem „Literarischen Sommer“, der die Grenzregionen mit dem Rheinland Jahr für Jahr verbinde.

Als Zukunftsaufgaben wurden vor allem der weitere Ausbau der wirtschaftlichen Zusammenarbeit, die leichtere Anerkennung von Berufsabschlüssen und Qualifikationen sowie der gemeinsame Umgang mit dem demografischen Wandel beschrieben. „In vielen Grenzregionen, die ja oft nur dünn besiedelt sind, werden wir deutsch-niederländische Krankenhäuser haben – vielleicht auch Schulen“, prognostizierte Dr. Henk Voskamp. Wobei er bedauerte, dass immer weniger Niederländer Deutsch lernen.

(Text: Christof Rose / Fotos: Roland Scheidemann)