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Lokal-TV auf Wachstumskurs? Zu Besuch bei center.tv in Düsseldorf

„In drei Jahren wollen wir den break-even-point erreicht haben.“ Jan-Niko Lafrentz, Geschäftsführer des lokalen Fernsehanbieters center.tv in Düsseldorf, hielt seine Ambitionen für das noch junge Programm nicht hinter dem Berg. Gemeinsam mit den Redaktionsleiter und Nachrichten-Anchorman Christian Zeelen erläuterte Lafrentz im Rahmen eines Jour Fixe des Vereins Düsseldorfer Journalisten am 1. September 2008 das Geschäftsmodell und die redaktionellen Ziele von center.tv Düsseldorf, das seit zwei Jahren im Kabelnetz zu empfangen ist.

Das Interesse der Düsseldorfer Journalistinnen und Journalisten an dem Thema war überraschend groß: Weil die Räumlichkeiten von center.tv in den Düsseldorfer Schadow-Arkaden nur 25 Teilnehmer zuließen, musste der VDJ etwa einer gleich großen Zahl von Kolleginnen und Kollegen leider absagen. Die 25 anwesenden Teilnehmer hatten Gelegenheit, einen intensiven Einblick in die Strategien des Lokalfernsehens in Deutschland zu bekommen, das sich mit rund 100 Sendern und etwa 1.000 Beschäftigten zu einem ernstzunehmenden Arbeitsfeld und auch zu einem relevanten publizistischen Faktor der Medienlandschaft entwickelt.

center.tv wurde 2005 von Andre Zalbertus gegründet. Der Sender hat in Nordrhein-Westfalen bislang drei Programmfenster, die aktiv senden: Köln/Bonn, Düsseldorf und Ruhrgebiet. Am 22. August 2008 erhielt center.tv ergänzend von der Landesanstalt für Medien (LfM) die Lizenz zur Verbreitung von „center.tv Region Aachen“. Trotz des gemeinsamen Namens agieren die Lokalsender jeweils vor Ort weitgehend unabhängig. In Düsseldorf tragen drei Gesellschafter den lokalen Fernsehveranstalter: die center.tv Holding von Andre Zalbertus mit 49 %, die Rheinische-Post-Gruppe mit 30 % und die Germany 1 Media AG mit 21 %.

center.tv Düsseldorf sendet ein 24-Stunden-Programm, das sich im Kern aus aktuellen Nachrichten aus Düsseldorf, dem Rhein-Kreis-Neuss und dem Kreis Mettmann speist. „Wir setzen darauf, dass unsere Zuschauer erfahren wollen, was vor Ort läuft“, machte Redaktionsleiter Christian Zeelen, der Mitglied des DJV ist, deutlich. Von Montag bis Freitag wird jeweils von 17.00 – 19.00 Uhr live aus dem Studio im 4. Stock der Schadow-Arkaden gesendet. Viele Nachrichten laufen dabei als Wiederholung, lediglich bei live-Schaltungen zu Veranstaltungen erfolgt über den frühen Abend ein update der Inhalte. „Wir haben das Ziel, unsere Zuschauer mindestens für eine halbe Stunde pro Tag bei uns zu halten“, so Zeelen, der die Redaktion leitet und seit zwei Jahren fast täglich on air ist.

Der Düsseldorfer Lokalsender hat sich nach Angaben der Fernsehmacher schnell in der lokalen Fernsehlandschaft etabliert. Reichweitenmessungen ergeben, dass täglich knapp 100.000 Zuschauer in das Programm von center.tv Düsseldorf schalten. Eine respektable Größe angesichts der im Sendegebiet erreichbaren Bevölkerungszahl von etwa 1,1 Millionen Menschen. Inhaltlich richtet sich center.tv Düsseldorf auf alle Bevölkerungsgruppen aus. „Wir verfolgen das Ravensburger-Spiele-Prinzip: Es muss etwa dabei sein für Menschen von 8 – 88 Jahren“, spitzte Christian Zeelen das Sendekonzept zu.

Die Nachrichtenauswahl unterliege diesem Schema. Entsprechend häufig wird auf Veranstaltungen eingegangen, die viele örtliche Multiplikatoren und interessierte Bevölkerungskreise ansprächen. So bringt center.tv lange live-Strecken vom Düsseldorf-Marathon, der Rhein-Kirmes oder dem Neusser Schützenfest. Am 31. August wurde erstmals in der noch kurzen Sendergeschichte eine umfangreiche live-Berichterstattung über ein politisches Thema gefahren: Der Sender übertrug aus der Rheinterrasse aktuelle Zahlen, Interviews und Ergebnisanalysen zur Oberbürgermeisterwahl in der Landeshauptstadt.

„Das Risiko einer Sendergründung können Sie heute eingehen, weil die Investitionskosten dank der modernen Technik relativ überschaubar sind“, erläuterte Jan-Niko Lafrentz. center.tv Düsseldorf nutze Räumlichkeiten des Gesellschafters Rheinische Post; das Studio verfügt über 13 voll digitale Schnittplätze und zwölf VJ-Ausrüstungen, die jeweils etwa 7.000 € kosten. Insgesamt 30 Mitarbeiter stellen das tägliche Programm zusammen, das am Wochenende aus „best of“-Mitschnitten der Wochenberichte besteht. Etwa die Hälfte der Mitarbeiter arbeiten redaktionell. „Wir sind stolz darauf, dass wir viele unserer Kolleginnen und Kollegen jetzt in feste Arbeitsverträge übernehmen konnten“, betont Geschäftsführer Lafrentz.

Viele Fragen der Mitglieder des Vereins Düsseldorfer Journalisten zielten auf das redaktionelle Konzept und die Unabhängigkeit der Redaktion von wirtschaftlichen Zwängen. „Wir möchten grundsätzliche ein positiver Begleiter des Alltags der Menschen sein“, erklärte Jan-Niko Lafrentz. Aus diesem Grund seinen Katastrophen- und Unglücksberichte eher die Ausnahme auf center.tv Düsseldorf. Christian Zeelen stellte aber heraus, dass sich die Redaktion durchaus kritisch-hinterfragende Berichte vorbehalte, die nicht durch Rücksichtnahmen auf (potenzielle) Werbekunden beeinflusst seien. Zeelen machte aber auch klar, dass sich der Lokalsender nicht als Konkurrenz zur den Lokalfenstern des WDR sehe, sich vielmehr als Ergänzung des öffentlich-rechtlichen Anbieters verstehe. „Es wäre illusorisch, mit dem WDR konkurrieren zu wollen. Das ist nicht unser Anspruch.“

„Wir müssen uns zu 100 Prozent durch Werbung refinanzieren“, räumte Jan-Niko Lafrentz ein. Dennoch habe es bislang keine erfolgreichen Einflussnahmen von Werbepartnern auf das Programm gegeben. Anders als andere Regionalsender sei es bislang auch gelungen, die Gesellschafter davon zu überzeugen, der redaktionellen Glaubwürdigkeit des Senders höchste Priorität einzuräumen und noch keine Sendezeit an Fremdanbieter veräußern zu müssen. „Bei uns finden Sie keine Spielshow, keine Erotikclips und keine Kartenleger im Nachtprogramm“, betonte der Geschäftsführer von center.tv Düsseldorf.

Die Vorgabe der Gesellschafter und der Ehrgeiz der Redaktion sei allerdings eindeutig: Im fünften Jahr des Sendebetriebs muss in der Bilanz die „schwarze Null“ erreicht sein. „Unser Team ist klein, aber hoch motiviert“, meinte Christian Zeelen. Angesichts der wachsenden Bedeutung der Nutzer-nahen vor-Ort-Berichterstattung und der Zunahme lokaler Fernsehprogramme sei er zuversichtlich, dass dieses Ziel erreicht werden könne.

(Text: Rose / Fotos Scheidemann)