Landespressekonferenz: Alles außer „unter 3“

Der Verein Düsseldorfer Journalisten (VDJ) war zu Gast bei der Landespressekonferenz (LPK) im NRW-Landtag. Im Rahmen eines Jour Fixe des VDJ plauderten dort am 15. April ihr stellvertretender Chef Dr. Detlev Hüwel und der Pressesprecher des Landtags Dr. Hans Zinnkann über Arbeitsalltag und die Berichterstattung aus dem Parlament.

„Willkommen liebe Kolleginnen und Kollegen zur Landespressekonferenz“ – so begrüßt der Leiter des Politikressorts bei der Rheinischen Post, Detlev Hüwel, die Anwesenden bei einer Veranstaltung der Landespressekonferenz (LPK). Der Landtag NRW hat dem Verein mit seinen rund 140 Mitgliedern extra einen Sitzungsraum abgetreten – ein „autonomer Bereich“, betont Pressestellenleiter Zinnkann. Die vereinszugehörigen Journalisten laden sich vorrangig Vertreter aus der Politik ein. Ausdrücklich unerwünscht seien die extremistischen Parteien wie Pro NRW, so Hüwel. Auch Institutionen, gemeinnützige Einrichtungen und Vereine erhalten die Möglichkeit, vor der LPK Projekte und Forderungen an die Politik zu erläutern.

In einer Viertelstunde soll das Wesentliche eigentlich gesagt sein, bevor die Fragerunde der Kollegen einsetzt. Aber „bei manchen Politikern weiß man nach einer halben Stunde Redezeit noch nicht, was sie den Journalisten vermitteln wollen“, schildert RP-Journalist Hüwel seine Erfahrungen. Das Gefolge der Minister blockiere häufig einen Großteil des LPK-Raums und schreite immer dann ein, wenn die Prominenz sich gegenüber den Journalisten nicht mehr zu erklären wisse.

Agenturkollegen und aktuell Schreibende nutzen für ihre Berichterstattung die LPK-eigenen Arbeitsplätze im Landtag. Andere Landesredaktionen haben ihr Büro unweit des Parlaments. Zudem können die Journalisten ein umfangreiches Online-Archiv im Haus nutzen.
Mit Bedauern beobachten die LPK-Kollegen den Rückzug von Blättern aus der Düsseldorfer Landtagsszene. Gerade in Zeiten von derart spannenden Wahlen wie der Landtagswahl am 9. Mai sei der Abzug von Korrespondenten aus Kostengründen unverständlich; aber der harte Medienkern, darunter RP, WAZ, NRZ, WZ und WDR, sei in der LPK noch vertreten.

„Der Landtag ist eine Nachrichtenbörse und ein Umschlagplatz, auf dem man wertvolle Tipps bekommt“, beschreibt Hüwel seinen Arbeitsplatz. Dabei gelte ein abgestuftes Geheimhaltungsverfahren: Wenn ‚unter 3’ gesprochen werde, dürfe man Informanten und Inhalt keinesfalls zitieren, bei ‚unter 2’ könne das Erzählte immerhin ohne Quellenangabe verwertet werden. „Man ist gut beraten, sich an die Abmachung zu halten“, schmunzelt Hüwel.

Für die Berichterstattung zur Landtagswahl am 9. Mai laufen die Vorbereitungen unter Hochdruck. Bei etwa 13,5 Millionen Wahlberechtigten habe die NRW-Wahl in der Vergangenheit immer hohe bundespolitische Bedeutung gehabt, weiß Landtagspressechef Hans Zinnkann aus seiner langjährigen Erfahrung. Über 1000 Medienvertreter, Techniker und Wahlforscher werden akkreditiert sein. Seit November 2009 steuert eine Projektgruppe die Vorbereitung für den Wahlabend. Die Bauaufsicht hat diesmal strenge Auflagen gemacht, weil zeitgleich über 3000 Personen im Landtagsgebäude sein werden. Den Raum der LPK wird übrigens die Landeswahlleitung für ihre Statements nutzen, die über Bildschirme im ganzen Haus zu sehen sein werden.

Zum Umgang mit der Politprominenz resümiert Detlev Hüwel nach vielen Jahren in der LPK: „Regierende und Journalisten sitzen nie in einem Boot. Ein „Du“ sollte deshalb die Ausnahme sein. Missstände aufzudecken und Sachlichkeit zu behalten ist vorrangig. Eine faire Gesprächsatmosphäre auch mit anders denkenden Politikern muss man sich erarbeiten. Beide Seiten brauchen sich.“

(Text: Andreas Vollmert / Fotos: Roland Scheidemann)