Der Verein Düsseldorfer Journalisten (VDJ) hat zwei junge Wissenschaftler:innen mit dem Heinrich-Heine-Journalismuspreis 2023 ausgezeichnet. Der Preis, den der Ortsverein des DJV in Zusammenarbeit mit der Universität Düsseldorf jedes zweite Jahr für herausragende Studien-Abschlussarbeiten vergibt, ging dieses Mal an Benedikt Dahlmann für seine Masterarbeit zu konstruktiverer Wahlberichterstattung und Viviana Warnken für ihre Abschlussarbeit zur Politikberichterstattung von Influencer/innen auf Instagram.
Der große Hörsaal der Heinrich Heine Universität war bis auf die obersten Ränge mit 800 Studierenden der philosophischen Fakultät gefüllt: Im feierlichen Rahmen erhielten sie ihre Abschlusszeugnisse von Dekanin Prof. Dr. Ulli Seegers persönlich – und beklatschen im Anschluss die Preisträger/innen des Heinrich Heine-Journalismuspreises gebührend.
Der Preis ist mit insgesamt 2.000 Euro dotiert und geht jedes zweite Jahr an Abschlussarbeiten, die mit sehr gut benotet sind und zudem relevante Forschungsergebnisse für die journalistische Praxis bieten. Saskia Eversloh, Vorstandsmitglied des Vereins Düsseldorfer Journalisten e.V., überreichte die diesjährigen Preise gemeinsam mit Prof. Dr. Ziegele vom Institut für Sozialwissenschaften.
Benedikt Dahlmann: „Neutral und egal? So wirkt (un-)ausgewogener konstruktiver Journalismus“
Hinter dem neutralen Titel verbirgt sich ein brisantes Thema: Dahlmann zeigt mit seiner aufwändigen empirischen Analyse, wie sehr sich die Wahlberichterstattung in Deutschland amerikanisiert hat: Personalisierung, Polarisierung, Entertainisierung und Horse Race Journalism haben signifikant zugenommen. Weiter zeigt Dahlmann auf, wie Medienberichte und Politikeraussagen die Wirklichkeit konstruieren und zunehmend verzerren – und: Wie Journalist/innen mit einer ausgewogeneren und konstruktiveren Berichterstattung ihrer Rolle als vierte Gewalt in der Demokratie gerecht(er) werden können.
„Vor dem Hintergrund von zunehmender Radikalisierung und Spaltung der Gesellschaft in Deutschland bei gleichzeitiger Politik- und Medienverdrossenheit, ist diese wissenschaftliche Arbeit von hoher praktischer Relevanz für Journalist/innen: Weil sie Wege aufzeigt, wie mit konstruktiverer Berichterstattung wieder mehr Leser/innen und damit auch besser informierte Wähler/innen gewonnen werden können“, begründete Saskia Eversloh als stellvertretende VDJ-Vorsitzende und Jurymitglied des Heinrich Heine-Preises die Verleihung. Dabei wies sie auch auf den aktuellen Hintergrund der „Wir sind mehr“-Demonstrationen hin, die erst am Wochenende vor der Preisverleihung wieder in Düsseldorf und ganz Deutschland stattgefunden hatten und sich auch auf jüngste Wahlentwicklungen bzw. -prognosen bezogen.
Viviana Warnken: „Meinungsforum Instagram? Eine Inhaltsanalyse von Beiträgen politischer Social-Media-
Influencer:innen“
„Die Arbeit von Frau Warnken hat die Jury vor allem durch die aufwändige Analyse in einem noch relativ jungen Forschungsfeld – der Politikberichterstattung auf Instagram – und durch den spannenden Vergleich von Influencer/innen und öffentlich-rechtlichen Medien überzeugt. Denn die Ergebnisse waren teilweise schon recht überraschend“, so Eversloh.
Viviana Warnken hat über 500 Nachrichten auf acht verschiedenen Instagram-Accounts analysiert und ist zu dem Ergebnis gekommen: In einigen Kategorien machen Influencer/innen, die keine journalistische Ausbildung haben, dem öffentlich-rechtlichen ARD/ZDF-Content-Netzwerk „funk“ – trotz dessen Bildungsauftrag –einiges vor: Vor allem in der elementaren Kategorie „Meinungsvielfalt“.
Für den VDJ hat die Masterarbeit vor allem vor dem Hintergrund hohe praktische Relevanz, dass jüngere Generationen in die Social Media abwandern, um sich zu informieren. Laut ARD/ZDF Online-Studie sind 58 Prozent der 14 bis 19-Jährigen und sogar 65 Prozent der 20- bis 29-Jährigen täglich bei Instagram unterwegs. Umso wichtiger sind dort qualitativ hochwertige Angebote. Und da besteht bei den Öffentlich-Rechtlichen offenbar noch Aufholbedarf.
Von der Masterarbeit in den Berufsalltag
Beide Preisträger/innen verfolgen die Themen ihrer wissenschaftlichen Arbeiten auch nach dem Masterabschluss weiter: Benedikt Dahlmann als Volontär bei der Augsburger Allgemeinen Zeitung, wo er auch am „Good Newsletter“ mitwirkt, der gute Nachrichten aus der Region verbreitet. Und Viviana Warnken setzte ihre Social Media Forschung fort als neue wissenschaftliche Mitarbeiterin eines aktuellen BMBF-Projekts am Institut für Sozialwissenschaften.
Heinrich Heine-Journalismuspreis: Jury und Beirat
- Prof. Dr. Marc Ziegele, Professor für politische Online-Kommunikation an der HHU
- Dr. Sabine Brenner-Wilczek, Direktorin des Heinrich-Heine-Instituts Düsseldorf
- Andreas Fasel, NRW-Redakteur der Welt am Sonntag
- Saskia Eversloh, Kommunikationsberaterin und Hochschuldozentin
- Ruth Rösch, Inhaberin des Büros für Ernährung und Kommunikation
- Katharina Frehmann, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der HHU
- Christof Rose, Leiter der Kommunikation derArchitektenkammer NRW
- Lars Ophüls, stellv. Ressortleiter „Unternehmen“ beim Handelsblatt
Hintergrund: Der Düsseldorfer Journalismuspreis
Der Verein Düsseldorfer Journalisten (VDJ) kümmert sich bereits seit Jahren um den Nachwuchs: Seit 2010 küren wir in Kooperation mit dem sozialwissenschaftlichen Institut der Heinrich Heine-Universität Düsseldorf wechseljährlich ausgezeichnete journalistische Arbeiten mit Bezug zur NRW-Landeshauptstadt und hochwertige Abschlussarbeiten mit journalistischem Bezug.
Chronik: Sämtliche Preisträger:innen des Heinrich Heine-Journalismuspreises auf einen Blick
Rückblick: Alle Berichte über unsere bisherigen Preisverleihungen
(Text: Saskia Eversloh / Fotos & Redaktion: Stanley Vitte)