Die Häfen von Düsseldorf und Neuss sind in den Medien der Region ein häufig aufgegriffenes Thema: Der Düsseldorfer Hafen hat es mit dem Umbau des ersten Hafenbeckens zum Bürostandort „Medienhafen“ in den vergangenen zehn Jahren zur Top-Adresse der Stadt gebracht und ziert u. a. den Vorspann der „Lokalzeit“ des WDR. In Neuss diskutiert man seit Jahren darüber, das Hafenbecken I, das unmittelbar an die Innenstadt grenzt, als städtebauliche Ergänzung der City zu erschließen. Die städtebaulichen Diskussionen überdecken dabei völlig die originäre Aufgabe und überwiegende Funktion der Hafenanlagen – nämlich die Nutzung als Industriehäfen und ökonomisch wichtige Logistikstandorte. Anlass für den VDJ, seine Mitglieder zu einem Jour Fixe zum Thema „Neuss-Düsseldorfer Häfen“ einzuladen.
Über 50 Journalistinnen und Journalisten des VDJ fanden sich am 28. Juni an der Düsseldorfer Rheinuferpromenade ein, um an Bord der „Maria Franziska“ zu gehen. Der VDJ musste aufgrund des begrenzten Platzangebotes auf dem Schiff sogar Anmeldungen von Kolleginnen und Kollegen zurückweisen, so groß war das Interesse, im Rahmen einer Bootsrundfahrt durch die Häfen von Düsseldorf und Neuss Informationen über die wirtschaftliche Bedeutung der beiden Binnenhäfen zu erfahren. Gastgeber war die Neuss-Düsseldorfer Häfen GmbH, die vor rund zwei Jahren nach langen kommunalpolitischen Diskussionen als Fusion der zuvor eigenständigen Hafengesellschaften der Schwesterstädte Neuss und Düsseldorf gegründet worden war. Rainer Schäfer, einer der zwei Geschäftsführer der GmbH, nutzte den Termin des VDJ zu einer ersten Bilanz:
„Wir haben in den vergangenen Jahren ein deutliches Wachstum verzeichnet“, stellte Schäfer gleich zu Beginn seines einführenden Vortrags klar. Mit einem Jahres-Güter-Umschlag von 12,6 Mio. Tonnen sei der Neuss-Düsseldorfer Hafen heute der drittgrößte Binnenhafen Deutschlands – hinter Duisburg und Köln. Angesichts der Globalisierung der Märkte sei in den kommenden Jahren mit einem weiteren Anwachsen der Warenströme und damit mit einer kontinuierlichen Zunahme der Wasserstraßenlogistik zu rechnen. Allein für den Sektor des Container-Transports, der heute für die Häfen in Neuss und Düsseldorf etwa ein Drittel des Umschlags ausmache, sei bis zum Jahr 2015 eine Verdoppelung des Umschlags prognostiziert. „Das heißt auch, dass unser Industriezweig einen steigenden Bedarf an Lagerflächen aufweist“, betonte der Geschäftsführer der Häfen-GmbH.
Eine Aussage, die bei den Düsseldorfer Journalisten auf großes Interesse stieß. Denn die politischen Statements des Düsseldorfer Oberbürgermeister Joachim Erwin und seines Neusser Kollegen Herbert Napp weisen einen anderen Tenor auf: Beide Stadtoberhäupter betonen, die Hafenflächen, die vor über 100 Jahren an Rande der Kommunen angelegt wurden, seien heute bedeutende innerstädtische Standorte, die für eine rein industrielle Nutzung eigentlich zu schade seien. Düsseldorf möchte seinen Medienhafen gerne um Wohnbebauung ergänzen, in Neuss ist eine Nutzung des ersten Hafenbeckens als attraktiver Bürostandort am Wasser anvisiert.
Planspiele, die die Logistik- und Industrieanrainer bereits zu heftigem Protest herausgefordert haben, sorgen sie sich doch langfristig um ihre Standorte. „Die Bestandsgarantien, die uns die Politik macht, reichen einfach nicht aus“, erläuterte Rainer Schäfer auf Nachfragen der Düsseldorfer Journalisten. „Die bestehende Situation lediglich zu zementieren, bedeutet auf lange Sicht das Ende des Hafenbetriebs, denn die meisten unserer Hafenunternehmen benötigen Wachstumsflächen. Nur 500 Meter Luftlinie liegen die Häfen Neuss und Düsseldorf auseinander – auf dem Wasserweg brauchte die VDJ-Gruppe dennoch zweieinhalb Stunden für eine kurze Rundfahrt durch die Häfen. Zeit genug, um viele Details zu erfahren und manche Anregung für eine journalistische Story zu bekommen.
„Logistik hat nicht immer was mit Logik zu tun“, erklärte Rainer Schäfer am Beispiel des Containertransports: Weil mehr Container in den Neuss-Düsseldorfer Häfen anlanden als abgehen, würden beispielsweise leere Container für den Rücktransport nach Asien mit Altpapier gefüllt. Das Material wird dort zu Pappe verarbeitet, die wiederum nach Deutschland importiert wird. Die deutschen Verarbeiter von Altpapier hätten deshalb gegenwärtig Probleme, an ausreichend Nachschubmaterial zu kommen. Auf manche Nachfrage stieß auch der Hinweis, dass die Sicherheitsvorkehrungen für Hafenanlagen in Folge der Attentate des 9. Novembers 2001 erhöht werden sollen. Es werde diskutiert, die gesamten Hafenanlagen künftig mit hohen Sicherheitszäunen umbauen zu müssen, so Rainer Schäfer.
Ein Jour Fixe des VDJ, der nicht nur bei hochsommerlichen Temperaturen in angenehmer Atmosphäre auf den Rhein ablief, sondern auch für viel Gesprächsstoff und Themenideen sorgte.
(Text: Rose / Fotos: Rose & Scheidemann)