Dass Jubilarehrungen mehr sein können als das lobhudelnde Überreichen von Urkunden, Goldnadeln und Präsenten, hat der Vorsitzende des Vereins Düsseldorfer Journalisten, Christof Rose, in seiner Rolle als Talkmaster unter Beweis gestellt. Mindestens zum 20.Mal waren Kollegen und Lebenspartner der Einladung durch die König-Brauerei nach Duisburg zum traditionellen Nikolaus-Stammtisch des VDJ gefolgt. Der herzlichen Begrüßung durch die Gastgeber und einem köstlichen Buffet im Theodor-Körner-Keller folgte ein Plauderstündchen mit sieben Ehrengästen, die dem DJV inzwischen 40 Jahre lang angehören.
Von guten alten Zeiten wusste Gabriele Hannen-Berning zu berichten. Sie hat zahlreiche Journalistenstationen durchlaufen; frei für den WDR-Hörfunk, als Redakteurin für die Rheinische Post und heute in der Online-Redaktion des Verbandes der Metall- und Elektroindustrie in Düsseldorf. Als ehemalige Vorsitzende im DJV war sie auch zuständig für den Landespresseball. Freimütig erzählte sie unter Kollegen nun auch von Pleiten, Pech und Pannen solcher Abende.
Als Volontär bei der Münsterschen Kirchenzeitung musste Manfred Becker-Huberti dem Journalistenverband beitreten. Für das Erzbistum Köln setzte der studierte Theologe und Publizist später Maßstäbe als Pressesprecher und zog beim Start von privatem Rundfunk und Fernsehen die entscheidenden Fäden für den Kardinal. „Privatleben hat man da kaum noch, weil man auch ständig Querschläge abzuwehren hat“, gestand der in Grevenbroich lebende Pensionär ein.
Auf eine 27 Jahre anhaltende Karriere bei der NRZ blickt Wolfgang Bappert zurück. „Die Zeiten, sich drei Stunden bei einem Fußballtraining auf dem Sportplatz umzuschauen, sind längst passé“, räumte der amtierende Sportchef ein. Dass sich die Arbeit vom schreibenden zum Multi-Tasking-Journalisten gewandelt hat, betrachtete er als negativ.
Im selben Verlagshaus hat Hans-Dieter Budde unter anderem für die NRZ gearbeitet. Zuletzt war in der Reiseredaktion der WAZ tätig und hat dadurch sehr früh erlebt, was Arbeitsplatzabbau und Outsourcing für die Kollegen bedeuten kann. Auch er kritisierte die Veränderungen in der Zeitungslandschaft: „Der Hauptteil des Blattes wird publizistisch vernachlässigt, es gibt sehr viel Repression in der Kollegenschaft.“
Ein wenig als Exot gilt Rainer Kiedrowski. Er boxt sich seit 40 Jahren durch das Journalistenleben, derzeit als freier Reisereporter. „Schule geschmissen, blauäuig auf Redakteure zu gegangen, starker Wille und Beharrlichkeit“, waren Attribute, mit denen er sich erfolgreich durchsetzte. Neben Arbeiten für den WDR schreibt und fotografiert er nach wie vor für das Reisemagazin HB-Bildatlas.
Ebenfalls Bilder produziert Wolfgang Kühn, der sich an seine 1.Reportage vor 40 Jahren erinnerte. Er kannte viele Jahre nahezu alle Adelshäuser von innen und berichtete vor allem über den blaublütigen Arbeitsalltag. Seitdem die Türen von Schlössern und Gutshöfen zunehmend verschlossen bleiben, hat er sich auf das Fotografieren von Künstlern und ihren Arbeiten verlagert.
Schließlich erzählte Horst Nagel von seiner ersten Assistenz bei einem Fernsehkameramann und von der Leidenschaft, möglichst lange Analogbild-Fotograf geblieben zu sein. Er hat zudem viele Jahre für das ZDF-Studio in Düsseldorf Fernsehfilme gedreht. Die für ihn beeindruckendste Dokumentation entstand während des Versetzens der Abu-Simbel-Tempel aufgrund des Assuanstaudammbaus in Oberägypten.
Alle Jubilare erhielten – neben der Ehrenurkunde und der goldenen DJV-Mitgliedsnadel – vom stellvertretenden VDJ-Vorsitzenden Jürgen Reker ein Buch der Publizistin Annette Leo, in dem sie Briefe ihres Großvaters, dem Düsseldorfer jüdischen Journalisten Dagobert Lubinski, aus der Nazizeit veröffentlicht hat.
(Text: Christof Rose / Fotos: Roland Scheidemann)