Der Breidenbacher Hof in Düsseldorf ist eines der wenigen Grand Hotels in Deutschland. Das traditionsreiche Haus, das seit seiner Eröffnung 1812 ein fester Anlaufpunkt für Zaren und Politiker, Adelige und Prominente war, stand seit 1999 leer, im Jahr 2004 erfolgte der Abriss des maroden Gebäudes. Die Immobiliengruppe Pearl of Kuweit realisierte seit 2004 den Wiederaufbau, die feierliche Eröffnung fand am 19. Mai 2008 statt. Grund genug für den Verein Düsseldorfer Journalisten, das erste Haus am Platze anlässlich eines Jour Fixe zu besuchen und im Dialog mit dem Hotelmanager Cyrus Heydarian Einzelheiten zum konzeptionellen Neustart und zur Marketingstrategie zu diskutieren.
„Wir bieten Gästen, die jede zweite Nacht im Jahr in einem Hotel verbringen, ein Wohnzimmer.“ Cyrus Heydarian brachte im Dialog mit 30 Düsseldorfer Journalistinnen und Journalisten des VDJ das Konzept seines Hauses schnell auf den Punkt. Ein bis zwei Prozent der Hotelreisenden, so seine Schätzung, bewegten sich im schmalen Segment der „luxury travellor“, schätzt der Hotelfachmann. Genau diese Nische versuche der Breidenbacher Hof mit seinen heute 95 Zimmern und Suiten zu bedienen.
Ein Konzept, das nicht ohne Konkurrenten bleibt. Nur wenige Meter vom Breidenbacher Hof entfernt wirbt auch das Steigenberger Parkhotel und das Interconti auf der Kö um Übernachtungsgäste, die Kosten von 250 – 3.500 Euro pro Nacht nicht scheuen. „Wir sprechen vor allem Individualreisende an, die unseren Mehrwert schätzen“, erläuterte Heydarian seine Marketingstrategie. Dieser fuße auf drei zentralen Faktoren: „Unser Service ist pünktlich, herzlich, perfekt!“ Dazu gehöre, dass jeder Gast schon vom Doorman vor der Tür namentlich begrüßt werde. Dazu gehöre auch, dass das Hotel jeden Sonderwunsch notiere und beim zweiten Besuch des Gastes automatisch berücksichtige. Schließlich sei jeder der 135 Mitarbeiter verpflichtet, Freude und Herzlichkeit auszustrahlen.
„Wir haben eigens ein System der Mitarbeitermotivation etabliert, das jeden Kollegen und jede Kollegin auf die Einhaltung von 24 Standards verpflichtet“, führte der Hotelmanager aus. Ein hoher Anspruch, der nicht jedem der früheren Bediensteten gefiel. Nur wenige Mitarbeiter aus der alten Mannschaft des Breidenbacher Hofes sind heute noch an Bord; das Haus setzt im Schwerpunkt auf junge, flexible und dem Dienstleistungsgedanken fest verpflichtete Kräfte. „Wir wollen und müssen die Besten sein, um dieses Haus auf einem anspruchsvollen Markt wieder fest etablieren zu können“, definierte Cyrus Heydarian im Gespräch mit den Mitgliedern des VDJ. Die Gäste kämen im Schwerpunkt aus Deutschland, den USA, zunehmend auch aus Russland und Arabien. „Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen bereit sein, auf die unterschiedlichen kulturellen Hintergründe angemessen und umfassend zu reagieren.“
Die Auslastung des Breidenbacher Hofes liegt ein halbes Jahr nach der Wiedereröffnung bei etwa 60 Prozent. Angestrebt werde natürlich ein weiteres Wachstum, wobei die Ziele seien, alte Gäste zu halten und neue zu gewinnen. Zudem sei sich der Breidenbacher Hof seines großen Namens und der damit verbundenen gesellschaftlichen Verantwortung bewusst. „Wir möchten auch gerne ein Haus für alle Düsseldorfer sein“, postulierte Heydarian. Das Café und das Restaurant des Hauses stünden für jeden Besucher offen. Da die Erdgeschossebene des Hauses allerdings aus finanziellen Erwägungen der Investoren als Ladenlokale vermietet sind, liegen die entsprechenden Angebote des Breidenbacher Hofes im ersten Obergeschoss – zu erreichen über eine elegante Treppe aus schwarzem Marmor. „Noch gibt es eine gewisse Schwellenangst, die wir überwinden wollen“, räumte Heydarian ein. Um diese zu überwinden, beschritt das Grand Hotel im Dezember auch ungewöhnliche Wege: In der Vorweihnachtszeit lädt ein Weihnachtsmarktstand vor dem Empfangsportal zum Genuss von Glühwein und Stollen ein.
(Text: Rose / Fotos: Scheidemann)