VDJ Jubiilare 2023

Manchmal „reiner Zufall“ –  die Jubilarehrung des Vereins Düsseldorfer Journalisten 2023

Journalismus hat viele Facetten und es gibt die unterschiedlichsten Wege und Stationen in diesen Beruf – das wurde am 16. November 2023 bei einem geselligen Abend im Saffran’s in Pempelfort deutlich. Der Verein Düsseldorfer Journalisten (VDJ) ehrte seine Jubilarinnen und Jubilare 2023.

Rund 20 Mitglieder und Gäste waren gekommen – davon eine Jubilarin und vier Jubilare. Mit ihnen führten der Vorsitzende Stanley Vitte und die stellvertretende Vorsitzende Saskia Eversloh lockere Interviews, die Interessantes, Skurriles und manchmal Nachdenkliches zu Tage brachten. Beisitzer Jiannis Skouras ehrte eine weitere Jubilarin, die sehr kurzfristig absagen musste, in Abwesenheit.


Rudolf Rausch feierte 25 Jahre Mitgliedschaft im DJV.

Rudolf Rausch studierte VWL, „aber das war nix für mich“. Über seine Frau kam er zum Fernsehen, sprang ins kalte Wasser, lernte Kamera und Schnitt mit alten Verfahren und bearbeitete vielfältige Themen. Bei der Deutschen Fernsehnachrichten Agentur (DFA) und bei N-TV, als Videojournalist, Korrespondent und Redaktionsleiter. Besonders spannend und herausfordernd waren Projekte mit dem US-amerikanischen Fernsehsender CNN.

Dem Medium Video/TV blieb er treu, wechselte aber später in die freie Wirtschaft und war Leiter des Videostudios eines Kölner Finanzdienstleisters, wo er als Kommunikationsleiter auch den Vorstand unterstützte. Auf die Frage, was sein spannendster Dreh gewesen sei, erwähnte er das schwere Zugunglück in Brühl im Jahre 2000. Er erreichte damals für N-TV als erster Journalist den Bahnhof und fand furchtbare Szenen vor, was für ihn und andere Menschen vor Ort extrem herausfordernd war. Diese Bilder wird man so schnell nicht los. Anders als heute gab es vor 23 Jahren noch eine größere Hemmschwelle beim Filmen von Unfallstellen.


Ingo Plaschke feierte 25 Jahre Mitgliedschaft im DJV.

Ingo Plaschke studierte in Duisburg Geisteswissenschaften und versteht sich als Freigeist – „ich habe mir immer wieder einiges herausgenommen“. War 25 Jahre bei der NRZ. als Freier, Volo und Redakteur. In der Regional- und der Projektredaktion bearbeitete er auch schwere Themen wie Vergewaltigung oder Kindesmissbrauch – Geschichten, die einen nicht loslassen. Aber auch schöne, zum Beispiel Reise-Reportagen, für die er tagelang mit dem Fahrrad unterwegs war – heute undenkbar.

„Damals hatte man noch relative Narrenfreiheit, der Spielraum wurde aber im Laufe der Zeit immer kleiner“, bedauert er. Sein schönstes Erlebnis? Für eine von ihm verantwortete NRZ-Jubiläumsausgabe stand er freiwillig nachts um vier im Druckhaus, um „auf den Knopf zu drücken“ – die CMYK-Druckplatten lagern noch in seinem Keller. Später wechselte auch er auf die andere Seite des Schreibtischs und leitete die Stabsstelle Kommunikation in der Linksniederrheinischen Entwässerungsgenossenschaft LINEG, in den „quasi öffentlichen Dienst“. Das war zunächst ein Kulturschock, aber eine bewusste Entscheidung. Seit dem Berufsstart ist er gewerkschaftlich engagiert und hat auch Streiks mitgemacht. „Ich hätte in den 25 Jahren noch mehr machen können“, resümiert er. Vielleicht gibt die Veranstaltung dazu den nötigen Kick?


Andreas Becker feierte 25 Jahre Mitgliedschaft im DJV.

Andreas Becker studierte Journalistik, Amerikanistik und VWL in Dortmund und Bordeaux und ist seit über 20 Jahren bei der Deutschen Welle angestellt. Als Wirtschaftsredakteur kümmert er sich dort um Themen wie Welthandel und Geldpolitik. Nach einem Volontariat arbeitete er zunächst mehr als zehn Jahre in Teilzeit, um nebenbei auch andere Projekte zu verfolgen, zum Beispiel Radiofeatures (als Autor) oder zeitgenössische Tanzstücke (als Manager).

Viel hat sich seit dem Berufsstart getan bei der DW: „Damals saßen dort noch viele Männer mit Bart und Pfeife an der Schreibmaschine, und auch in den Studios wurde geraucht“. Sein jüngstes Projekt liegt ihm besonders am Herzen:  „Cannabis Cowboys“, der erste investigative True-Crime-Podcast der DW. Mit seinem Kollegen Nicolas Martin untersucht er einen großen Betrugsfall in der medizinischen Cannabisbranche. Die beiden hatten mit den Recherchen begonnen, als bei dem betreffenden Startup-Unternehmen noch alles in Butter schien. Nach dem abrupten „Aus“ entwickelte sich die Geschichte dann zu einem richtigen Krimi. Gerade wurde die Serie in New York (Signal Awards) und London (Lovie Awards) ausgezeichnet. „Zu hören auf Englisch oder Deutsch – überall da, wo es Podcasts gibt.“


Petra Thiele feierte 25 Jahre Mitgliedschaft im DJV.

„Das Leben besteht aus ganz vielen Zufällen, man kann nicht alles planen“ – das weiß Petra Thiele wohl wie kaum jemand anders. Rein zufällig kam sie zum Journalismus, denn zunächst hatte sie nach dem Studium von Politikwissenschaften, VWL und Geschichte keine Idee, was sie werden sollte – sie hätte ja alles mögliche machen können. Ein Praktikum bei der evangelischen Kirche brachte ihr Schreibtalent ans Licht: Ein von ihr verfasster Artikel für das Wochenmagazin „Der Weg“ wurde auch in der WAZ veröffentlicht. „Zufällig“ gelangte sie dann zum Radio: Bei der Deutschen Hörfunkakademie absolvierte sie ein Volontariat, weil ein Praktikum bei der RP nicht zustande gekommen war. 

Es folgten Stationen bei WDR 2 und WDR 5. Besonders viel Spaß machten ihr Reportagen und Serien für die Lokalzeit Aachen, „Lauf dich fit“ und „Die letzte Zigarette“ etwa. Mittlerweile arbeitet sie in der Wirtschaftsredaktion bei SWR. Dort macht sie Nachrichten, Reportagen, Sendungen in unterschiedlichen Bereichen. Das „Rausgehen“ wie in früheren Zeiten fehlt ihr heute etwas. Würde sie noch mal anfangen, würde sie vielleicht für eine Weile ins Ausland gehen, zum Beispiel als Korrespondentin nach Istanbul, denn sie schaut gerne über den Tellerrand.


Klaus Englert feierte 25 Jahre Mitgliedschaft im DJV.

Dr. Klaus Englert kennt man als Journalist, Buchautor und Architekturkritiker. Nach dem Studium in Düsseldorf und Salamanca (Spanisch, Philosophie und Germanistik) promovierte er mit einer Untersuchung der Zeichentheorie bei Jacques Derrida an der Universität Düsseldorf. Erst danach entschied er, Journalist zu werden. Arbeitete in den Bereichen Print und Radio unter anderem für die TAZ, den WDR, FAZ und FR. Etliche Fach- und Sachbücher schrieb er – zum Beispiel einen Architekturführer Barcelona (2018). „Wie wir wohnen werden. Die Entwicklung der Wohnung und die Architektur von morgen“ (2019) und einen Architekturführer Düsseldorf (2022). Das schönste journalistische Erlebnis?

Das liegt lange zurück – da durfte er für eine Radiosendung des SWR für eine Woche nach Paris – heute undenkbar! Sehr unterschiedliche und teils bekannte Gesprächspartner durfte er interviewen. Für ihn war es immer wichtig, Leute kennenzulernen, um mit ihnen im direkten Kontakt gemeinsam Themen zu entwickeln. Das ist leider im Laufe der Zeit sehr zurückgegangen – heute tauscht man sich oft anonym, per Handy oder zoom aus.


Maria Kümpel startete ihre Medienkarriere als Telefonistin beim griechischen Privatfernsehen, wo sie den Cuttern interessiert über die Schulter schaute. Zum Entsetzen ihrer Eltern schmiss sie ihr Politik-Studium an einer der renommiertesten Unis Athens, begann stattdessen eine Ausbildung und wurde zur Spezialistin für Schnitt, Computer-Grafik und Post-Produktion. Der Liebe wegen zog die gebürtige Griechin nach Deutschland, ohne eine Wort Deutsch zu können. Das hiesige Arbeitsamt konnte mit der Tätigkeitsbeschreibung „Post-Produktion‘“ noch gar nichts anfangen.

„Aus Verlegenheit“ fragte sie beim WDR an, wo man ihre Qualifikationen zu schätzen wusste – so arbeitete sie dann als freie Cutterin für die Aktuelle Stunde. Später wechselte sie in die Redaktion und war Autorin – ein Journalistik-Studium an der Uni Dortmund und eine Volo-Station bei der Dortmunder Redaktion von SAT 1 unterfütterten dies. Heute arbeitet sie für die WDR-Wirtschaftsredaktion – sie dreht selber, schneidet selber, und wer einen Beitrag braucht zum Thema Wirtschaft und Soziales, der Realität in Sozialversicherung und Eisenbahn-Waggons oder der Nachhaltigkeit von Waschmaschinen und Dispo-Zinsen, ist bei ihr bestens aufgehoben.


Neben heiteren Erinnerungen kamen bei den Interviews manchmal auch unerfreuliche Entwicklungen zur Sprache, etwa der teils massive Qualitätsverlust in bestimmten Medienhäusern und ein manchmal miserabler Umgang mit freien Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen. Erfreulich hingegen war das große Interesse von Studierenden der Hochschule Macromedia, die sich nach dem offiziellen Teil noch formlos mit den „alten Hasen“ austauschten und  ihnen manchen guten Tipp entlockten.

(Text: Ruth Rösch / Fotos: Arne Pöhnert)