3M Neuss

Leidenschaft für Innovation: Zu Gast bei 3M in Neuss

Wer irgendwo auf der Welt ein Katalysator-Fahrzeug von Ford, VW oder Opel fährt, kann davon ausgehen, dass ein 3M Material bei der Abgasreinigung eingesetzt wird. Wo Mütter oder Väter ihre Babys mit Patent-Höschenwindeln wickeln, sorgt oft ein 3M Verschluss für die gewünschte Sicherheit. Weltweit sind Bildschirme von Laptop-Computern aufgrund des Brightness Enhancement Films von 3M heller und damit leichter ablesbar. Der US-amerikanische Mischkonzern sitzt seit 1973 mit seiner Deutschland-Zentrale im Hammfeld in Neuss. In diesem Jahr wurde 3M als „Deutschlands Bester Arbeitgeber 2010“ in der Größenklasse 2001 bis 5000 Mitarbeiter ausgezeichnet. Anlass für den Verein Düsseldorfer Journalisten, in einem Jour Fixe die Konzernstrategie und vor allem die Philosophie der Mitarbeiterführung genauer unter die Lupe zu nehmen.

Manfred Kremer, Mitglied des VDJ und Leiter des Bereichs Kommunikation und PR bei 3M, begrüßte am 30. Juni 25 Kolleginnen und Kollegen des VDJ im Foyer der Konzernzentrale, in dem in einer Dauerausstellung die wichtigsten aktuellen 3M-Produkte präsentiert werden. „Was Sie hier sehen, ist nur ein Bruchteil dessen, was unsere 4.700 Mitarbeiter in Deutschland mit ihrer Forschung hervorbringen“, stellte Stephan Rahn, Innovationsmanager des Hauses, einleitend klar. Insgesamt 52.000 Produkte vertreibt 3M weltweit, von der Dentalprothetik bis zu Bauprodukten.

Der Schwerpunkt des Abends lag aber auf der Fragestellung, wie Innovationskraft immer wieder angeregt werden kann. Stephan Jahn brachte das auf die Formel: „Innovation = Wissen + Können + Wollen“. Alle drei Faktoren seien gleich wichtig; was 3M von anderen unterscheide, sei vor allem, dass der Aspekt des „Wollens“ systematisch gefördert und gefordert werde. Ein spannendes Thema für die Journalisten, zumal für eine Gewerkschaft, liegt doch hier schnell der Verdacht nahe, dass Wollen auch durch Druck erzwungen werden könnte. Falsch, so Jahn und Kremer.

Innovationsgeist könne man nicht einfordern; vielmehr benötige ein Unternehmen eine Führungskultur, die Raum für Mut und Forschungsgeist lasse. Dieses setze man bei 3M durch gezielte Mitarbeiterförderung um. Beispielsweise gelte die „15 Prozent-Regel“: Jeder Mitarbeiter im Bereich der Forschung und Entwicklung könne bis zu 15 Prozent seiner Arbeitszeit für eigene Projekte investieren, für die er dem Vorgesetzten keine Rechenschaft schuldig sei. Auch werde in den Führungsgesprächen, die zweimal im Jahr stattfinden, konsequent nicht über Fehler oder Schwächen des zu Beurteilenden gesprochen. „Wir betonen die Stärken und Potenziale und machen Mut, auch einmal riskante Entscheidungen zu treffen. Uns sind entscheidungsfreudige Mitarbeiter, die auch mal Fehler machen, lieber, als solche, die ihr Tun auf Fehlervermeidung ausrichten“, erläuterte PR-Chef Manfred Kremer.

„Innovation durch Leidenschaft“ – dieser Gedanke sei zentral für den Erfolg des Unternehmens, das Ende des 19. Jahrhundert in Minnesota mit dem Abbau von Cornut begonnen hat; daher der Name „Minnesota Mining M…“. „Diesen Pioniergeist fühlen unsere Mitarbeiter bis heute“, hob Innovationsmanager STephan Rahn hervor. Auch bei der Auswahl neuer Mitarbeiter achte man darauf, dass der Kollege oder die Kollegin Leidenschaft und Begeisterungsfähigkeit ausstrahle. Denn: „Aus einem Truthahn machen Sie auch mit den besten Motivationsprogrammen keinen Tiger.“ Gleichwohl könne sich glücklich schätzen, wer eine Anstellung bei „Deutschlands Bestem Arbeitgeber 2010“ erhalte. Der Konzern zahlt überdurchschnittliche Gehälter, stellt umfassende Sozialprogramme und Kinderbetreuung für die Mitarbeiter sicher und achtet nach Auskunft der Konzernleitung in seiner Firmenethik darauf, dass auch bei Partnerfirmen und Zuliefern soziale und ökologische Standards eingehalten werden.

Dass diese ehrgeizigen Ansätze tatsächlich im Einzelfall umgesetzt werden, konnte im Rahmen des Jour Fixe des VDJ nicht im Detail hinterfragt werden. Verschiedene Indizien sprechen aber dafür, dass 3M diese Führungsprinzipien mit einigem Erfolg betreibt: So ist die Fluktuationsquote der Mitarbeiter mit einem Prozent äußerst gering – VDJ-Kollege Manfred Kremer ist dafür ein lebender Beleg: Er arbeitet seit 1978 für den Konzern.

(Text: Christof Rose / Fotos: Roland Scheidemann)