Jubel, Trubel, Donnerwetter: Das VDJ-Sommerfest 2024 in der Auermühle

Im August 2024 ehrte der Verein Düsseldorfer Journalisten (VDJ) seine Jubilar:innen im Rahmen eines Sommerfests. Rund 30 Düsseldorfer Journalist:innen genossen einen geselligen Sommerabend in der Auermühle.

Der Vereinsvorstand hielt keine Laudatio, sondern brachte die sieben Jubilar:innen ins Gespräch, denn das spielerische Format des Abends bestand darin, jedes Jubiläum durch eine „kurze Pressekonferenz“ wertzuschätzen. Die sieben Jubilare verbuchten insgesamt 290 Jahre DJV-Mitgliedschaft: Werner Klingberg (50), Bernd Genath (50), Manfred Becker-Huberti (55), Marita Trinius (25), René Tillmann (40), Wolfgang Hilber (25) und José Macias (40).

Die wichtigsten Erinnerungen und Erkenntnisse aus den „Sommerfest-Talks“ wollen wir hier per „Gedächtnisprotokoll“ zusammenfassen.

Werner Klingberg (50 Jahre im DJV)

„Ich war immer auf Montage“, sagt Werner Klingberg über sein bewegtes Berufsleben. 50 Jahre ist er Mitglied im DJV, arbeitete unter anderem zehn Jahre bei der Wirtschaftswoche, auch in der Chefredaktion. Ein besonderes Erlebnis war für ihn, die deutschsprachige Ausgabe des Magazins Forbes aus der Taufe zu heben. „Hubert Burda war ein sehr ehrgeiziger Verleger, und ich bin dafür viel in die USA gereist“, berichtet er. Pionier war er auch mit dem von ihm gegründeten Zeitschrift Finanztest der Stiftung Warentest.

Für den meisten Gesprächsstoff auf dem Sommerfest sorgte aber seine Zeit bei der Deutschen Bahn, erst als Konzernsprecher und später als Bevollmächtigter für Baden-Württemberg und Teile der Schweiz. Schon damals kein einfacher Job, „Als Sprecher hat man nie gute Karten“, sagt Klingberg, da der Konzern über Jahrzehnte vernachlässigt worden sei. In seine Zeit als Bahn-Repräsentant im Südwesten schließlich fielen die Proteste gegen Stuttgart 21 – dabei kam ihm seine Erfahrung in der Kommunikation zugute. Die aktuell schlechte Presse für seinen früheren Arbeitgeber sieht er mit gemischten Gefühlen. „Die Berichterstattung ist oft ungerecht“, sagt Klingberg.


Bernd Genath (50 Jahre im DJV)

Bernd Genath wurde als ausgebildeter Maschinenbau-Ingenieur zur Wirtschaftswoche geholt, um anspruchsvolle Technik-Themen mit dem angemessenen Sachverstand zu bearbeiten. Anzeigen im Überfluss ermöglichten damals Recherchen und Reportagen aus der ganzen Welt. Andererseits kennt Genath die Konfliktlinien zwischen Herausgeber und Redaktion aus eigener Erfahrung, da er im Laufe seiner Karriere auf beiden Seiten tätig war.

Als berufliches Highlight nennt er die Entwicklung eines Flops: „Am Wind“ war eine Zeitschrift übers Segeln mit Geschichten rund ums Meer, das ca. eine Million in der Entwicklung kostete, aber damals nicht genügend Anzeigen generierte. Dass die Idee gut war, bewies Gruner & Jahr einige Jahre später mit dem Magazin Mare.


Manfred Becker-Huberti (55 Jahre im DJV)

„Ein guter Journalist ist solidarisch“: Das bekam Prof. Dr. Manfred Becker-Huberti schon im Volontariat von seinem ersten Chefredakteur zu hören – ein Grund, warum er sich seit 55 Jahren im Deutschen Journalistenverband engagiert. Auf dem Sommerfest berichtete er von einem Berufsleben im Spannungsfeld zwischen Kirche und Journalismus. Nach Promotion und Lehrtätigkeiten war er unter anderem 16 Jahre lang Pressesprecher des Erzbistums Köln sowie an der Entstehung des Kölner Domradios beteiligt.

Dem damaligen Kardinal Meisner widersprach er „wenn nötig“: „Ich habe mir auch die Predigten vorher geben lassen“, berichtete Becker-Huberti – um so medialer Entrüstung über den konservativen Kleriker vorzubeugen. Trotz der engen Verbundenheit sah und sieht er vieles an der Kirche kritisch: ob die Rolle der Frau oder die Einbeziehung homosexueller Menschen – „viele Punkte sind da nicht geklärt“. Später wurde er Professor an der katholischen Hochschule Vallendar. Highlight seiner Karriere? „Der einmonatige Zugang zum vatikanischen Geheimarchiv.“


Marita Trinius (25 Jahre im DJV)

Marita Trinius macht, wovon viele angehende Journalist:innen träumen: Als Reiseredakteurin und -bloggerin durfte sie schon viele wunderbare Ziele bereisen, etwa den Polarkreis und demnächst Lappland, vielleicht eines Tages sogar Australien. Die Anforderungen an Reisejournalisten hätten sich allerdings verändert, etwa weil man mit neuerdings Influencern reist und auch soziale Medien betreuen muss.

Ihr zweiter Job ist deshalb eine Festanstellung: Bei der Bundesagentur für Arbeit ist sie seit etwa drei Jahren für Aspekte der Kommunikation zuständig. Das sei zwar eine Umgewöhnung gewesen („Eine Behörde funktioniert völlig anders als die freie Wirtschaft“), aber sie habe den Seiteneinstieg zu ihrem Vorteil genutzt („Manchmal muss man einfach sein Ding machen“) und ihr Credo gelebt: Kommunikation müsse proaktiv sein, offen und transparent.


105 Jahre im DJV: René Tillmann (40), Jose Macias (40) und Wolfgang Hilber (25)

René Tillmann verzichtete auf unsere „Talkshow“, freute sich aber sichtbar über seine Urkunde zum 40-jährigen Jubiläum, während der letzte Talk des Abends zum Doppelgespräch wurde: Wolfgang Hilber kam „im dritten Berufsweg“ und über die Kölner Journalistenschule in den Journalismus, landete zunächst im Sport, erlebte als selbständiger Autor „alle Ups and Downs“ und ist heute vor allem Sachbuchautor für Kinderbücher (z.B. Sendung mit der Maus und Sesamstraße).

José Macias studierte Journalistik an der TU Dortmund und ist heute Geschäftsführer der Rheinland-Presse, die unter anderem die Rheinische-Post mit Beiträgen beliefert und ein großes Netzwerk an Freelancern beschäftigt. Sein Schlusswort: „Journalismus bleibt einer der schönsten Berufe der Welt. Aber wir sollten uns nicht treiben lassen, sondern auf journalistische Grundlagen und gute Inhalte besinnen. Das wird in Zukunft noch wichtiger.“


VDJ-Sommerfest: Jubel, Trubel, Donnerwetter

Für unterhaltsamen Trubel sorgte die „Self-Service-Gastronomie“ der Auermühle, denn nicht immer war klar, welche Getränke und Speisen schon geordert oder noch abgeholt werden müssen. Der Vorstandsvorsitzende Stanley Vitte übte sich deshalb als Aushilfskellner, bis alle versorgt waren. Die Veranstaltung endete im wörtlichen Sinne mit einem Donnerwetter, denn passend zum Abschiedswort begann ein wunderbares Sommergewitter.

(Texte: Lars Ophuels / Ruth Rösch / Jannis Skouras. Fotos: Ruth Rösch, Ute Waffenschmidt. Redaktion: Stanley Vitte)